Die vielleicht entscheidenste Phase eines Einsatzes bildet der Beginn der Gesprächsrunden: Vertrauen aufbauen. Denn ohne gegenseitiges Vertrauen wird sich kein Helfer öffnen und das Hilfsangebot der Einsatznachsorgeteams annehmen.
Neben der absoluten Vertraulichkeit der Gespräche zeigt sich hier ein weiterer Grundsatz der psychosozialen Betreuung im THW: die Einsatznachsorge ist ein freiwilliges Angebot. Niemand, weder eine Gruppe noch einzelne Helfer, werden dazu gezwungen, das Einsatznachsorgeteam in Anspruch zu nehmen. Denn jeder Mensch geht mit belastenden Situationen anders um. Und wenn der Einzelne das ENT nicht nutzen möchte, sondern seine Erlebnisse anderweitig verarbeiten möchte, dann wird das selbstverständlich akzeptiert.
Ein Gruppengespräch dauert bis zu 2,5 Stunden. Nach dem anfänglichen "Eis brechen" und der Vereinbarung klarer Gesprächsregeln können die Einsatzkräfte nun, moderiert durch die Helfer des ENT, über ihre Erlebnisse berichten.
Zunächst geht es um Gefühle, Eindrücke, Erlebnisse. Einsatztaktische Details werden explizit ausgeklammert.
In Gruppengesprächen hilft die Gruppendynamik sehr gut weiter. Zum einen haben die Gruppenmitglieder das Gleiche erlebt und können sich bei der Verarbeitung des Erlebten daher gegenseitig gut unterstützen. Auf der anderen Seite hat jeder Helfer seine eigene Sichtweise auf die Ereignisse, jeder hat das Erlebte anders wahrgenommen und war vielleicht an unterschiedlichen Einsatzstellen eingesetzt. Durch den Austausch aller Helfer können die Einsatzkräfte ihr Bild des Einsatzes vervollständigen.
Zweiter Schwerpunkt der Gespräche ist es, die Helfer dafür zu sensibilisieren, dass jeder Mensch seine Erlebnisse verarbeitet und das dies zunächst nichts Negatives, sondern etwas Alltägliches ist. Gleichzeitig wird aber auch dafür sensibilisiert, dass der Körper Warnsignale ausstößt, wenn die Verarbeitung der Erlebnisse über das normale Maß hinaus geht. Und dass es genau auf diese Signale zu achten und zu reagieren gilt.
Gerade hier ist die Welt bunt: während sich bei einem Helfer schlaflose Nächte häufen, wird sich ein anderer vielleicht eher in sich kehren. Bei wieder einem anderen äußern sich zunächst gar keine Anzeichen.
Ziel ist es, dass die Helfer darauf achten, ob sich körperliche Änderungen einstellen. Und falls ja, hierauf richtig zu reagieren.
Die entsprechenden Gegenmaßnahmen können von einem weiteren Gespräch mit dem ENT bis hin zur Inanspruchnahme professioneller therapeutischer Unterstützung reichen.
Die Gesprächsrunde klingt i.d.R. durch ein gemeinsames Essen aus. Hierbei haben die Helfer die Möglichkeit, sich gedanklich aus der Gesprächssituation zu lösen und diese zunächst für sich abzuschließen. Für das ENT ergibt sich hierbei ferner die weitere Möglichkeit, ggf. auf einzelne Helfer nochmals gezielt zuzugehen und Beobachtungen aus der Gesprächsrunde ggf. im Einzelgespräch zu vertiefen.
Einige Wochen nach Gesprächsabschluss erfolgt dann noch einmal die Kontaktaufnahme zwischen dem ENT und der anfordernden Stelle. Was hat sich seitdem getan? Sind Probleme aufgetreten? Je nach Lage erfolgt dann die Festlegung des weiteren Vorgehens: Durchführung einer weiteren Gesprächsrunde (ggf. in kleineren Gruppen), Durchführung von Einzelgesprächen oder aber Beendigung des Einsatzes.

Text: Rainer Straszewski, Mediateam THW-LV-Bayern